27. März 2025
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CDU-Austritte

Ja, es gibt sie – CDU-Politiker mit Rückgrat. Nur eben nicht im deutschen Bundestag. Wieviele von den Funktionären – von einfachen Parteimitgliedern ganz abgesehen – schon ausgetreten sind, weiß man nicht so ganz genau. Nach dem Fall von Ostsee-Küstenstädtchen Kühlungsborn, wo der gesamte Stadtverbandsvorstand sowie die Fraktionsspitze – 18 langjährige CDU-Mitglieder – ausgetreten sind, hat jetzt ein Lokalpolitiker der Kleinstadt Eisenach öffentlichkeitswirksam seinen Austritt erklärt mit Hilfe eines offenen Briefes. Er legt dabei die Finger tief in die Wunde, daß es schmerzt:

[…] Schon seit der Regierungsbildung in Thüringen überlege, ich diesen Schritt zu gehen. Die Bildung einer Brombeerkoalition unter Tolerierung von dunkelrot war für mich schon kaum zu ertragen. Allerdings habe ich trotzdem weiterhin fest daran geglaubt, daß es nur die CDU schaffen kann, Deutschland wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Diese Illusion wurde mir in den letzten Tagen nun endgültig genommen. Als Demokrat fällt es sehr schwer, feststellen zu müssen, daß sich seine Parteiführung dafür entschieden hat, daß Demokratie nur so lange gilt, solange diese nicht dem eigenen Machtanspruch im Wege steht. Ein abgewähltes Parlament, eine Woche bevor sich das neu gewählte Parlament konstituiert, nochmals einzuberufen, um mit »alten Mehrheiten« das Grundgesetz zu ändern, ist zwar legal, aber nicht legitim und hat nichts mehr mit gelebter Demokratie zu tun und schon gar nichts mit Respekt vor dem Wählerwillen.

[…] Meine Entscheidung ist für mich auch eine Frage der politischen Glaubwürdigkeit und des Respekts vor dem Wähler. Ich sehe in der CDU, nunmehr nach der Wahl, eine Partei, die ihre eigenen Prinzipien verrät, Wahlversprechen bricht und den Wähler bewußt getäuscht hat. Der Grundsatz, erst das Land dann die Partei, dann die Person, gilt nicht mehr. Die Person steht nun über allem. Die damit verbundene Ignoranz gegenüber Wahlergebnissen, das ausschließliche Paktieren und Koalieren mit linken Parteien, das Ignorieren des Wählerwillens und das fortgesetzte Mißachten konservativer Werte haben mein Vertrauen in die CDU endgültig zerstört.

Statt für eine ehrliche, bürgernahe Politik einzustehen, werden opportunistische Entscheidungen getroffen, die nichts mehr mit den einstigen Grundsätzen der CDU zu tun haben. Diese Entwicklung kann und will ich nicht länger mittragen.

(wie immer: Hervorhebungen von mir, Rechtschreibung angepaßt, vollständiger Text z.B. hier zu finden)

Ich glaube, der Mann spricht vielen CDU-Mitgliedern und -Wählern aus der Seele.