11. April 2024
April 202411

Höcke versus Voigt

Ich habe mir gerade live das »Duell« zwischen Höcke und Voigt (dem CDU-Kandidaten in Thüringen, falls Ihr den genauso wenig kennt wie ich) angeschaut. Natürlich wird jede Seite am Ende den Sieg für sich reklamieren.

Aus meiner bescheidenen Sicht hat aber Höcke klar die Nase vorn gehabt. Er hat deutlich mehr mit Argumenten geantwortet, während Voigt zeitweise versucht hat, Höcke mit Dreck zu bewerfen, auch mit falschen Vorwürfen.

Weil Moderatoren und Voigt Höcke erwartbar auf seinen Sprüchen herumgeritten sind: In Kürze steht ja Höcke vor Gericht, da er bei einer Rede den Spruch »Alles für Deutschland« verwendet hatte und dieser angeblich von der SA stamme. Höcke bestritt, dies gewußt zu haben, was die anderen aber in Abrede gestellt haben. Ich habe daraufhin mal kurz gegoogelt: Im Gesetz selber, §86a StGB, der solche Sprüche unter Strafe stellt, sind die Symbole und Parolen nicht aufgeführt. Also habe ich nach »verbotene Parolen« gesucht und bin da auf Dokumente dreier Landesverfassungsschutzbehörden gestoßen. Dort sind u.a. die verbotenen Organisation, Symbole und Parolen aufgelistet, natürlich auch mit dem Hinweis, daß die Listen nicht abschließend sind. Aber in keine der drei Listen fand ich den Spruch. Es ist offenbar nicht so selbstverständlich zu wissen, daß der Spruch dazugehört. Und nur, weil Höcke Geschichtslehrer ist, kann man nicht behaupten, er habe das wissen müssen. Höcke erwähnt auch, daß der Spruch schon vor den Nazis und auch danach, z.B. von Firmen in Werbung, verwendet wurde.

Eine andere Geschichte, in der Höcke nicht so souverän war, war die mit einem Zitat aus einem vor sieben Jahren von ihm veröffentlichtem Buch. Sinngemäß solle eine bestimmte migrantische Politikerin und Amtsträgerin, die mit der deutschen Kultur nichts anzufangen weiß, das Land verlassen. Höcke erklärte, er könne sich an den spezifischen Satz nicht erinnern und es fehle ihm der Kontext (ich als Software-Entwickler halte das prinzipiell nicht für unglaubwürdig – mit meinen Programmen geht es mir ähnlich). Die Moderation nutzte das aus und wiederholte die Frage mehrfach, um ihn möglichst schlecht dastehen zu lassen – was in diesem Fall auch teilweise gelungen ist.

Zum Voigt ist noch zu sagen, daß er es nicht wirklich geschafft hat, Höcke und die AfD »inhaltlich zu stellen«, wie die »demokratischen Parteien« es ja so oft angekündigt haben, aber so selten praktizieren. Höcke konnte jeweils ganz gut parieren und kontern. Höcke legte auch Wert darauf, in den Raum gestellte Behauptungen zu erwidern, auch wenn das von der Moderation gar nicht mehr vorgesehen war. Manche Phrasen von Voigt klangen auch abgedroschen und inhaltlich leer, sie ähnelten denen, die schon Tausende Male gesagt worden sind. Voigt hatte natürlich auch das Problem, daß seine Partei zum nicht unwesentlichen Teil für die Probleme verantwortlich ist, vor denen Deutschland steht. Hierfür hatte er sich offenbar keine Strategie zurechtgelegt und bot Höcke eine offene Flanke. Nur einmal ließ er durchblicken, daß die CDU auch Fehler gemacht habe.

Nun bin ich mal gespannt, was die Mainstream-Medien, die alternativen Medien, die (Video-) Blogger und und Zuschauer (via Umfragen) dazu sagen.

Nachtrag: Es ging bei dem Zitat aus Höckes Buch um Aydan Özoğuz, die zur Zeit Bundestagsabgeordnete des SPD und eine stellvertretende Bundestagspräsidentin ist. Sie sagte, eine spezisch deutsche Kultur jenseits der Sprache sei schlicht nicht identifizierbar.

Nachtrag 2: Kommentare bei Tichys Einblick, Apollo News. Nius, zwei bei der NZZ (erster, zweiter)